FCN unter Druck: Der Club hat ein zentrales Problem

1.2.2020, 15:26 Uhr
FCN unter Druck: Der Club hat ein zentrales Problem

© Sportfoto Zink / DaMa

 Hilflos, überfordert und im Dauer-Stress: So zeigt sich der Club beim mehr als ernüchternden Liga-Restart in Hamburg besonders in Hälfte eins. Als es darum geht, die früh heranrollenden Angriffswellen der Hausherren zu brechen, ist der 1. FC Nürnberg schon im Panik-Modus, zu spät dran oder - noch schlimmer - “irgendwie gar nicht voll da“. Dass Johannes Geis, bei Nürnbergs Stimmungskiller-Spiel neben dem bemitleidenswerten Startelfdebütanten Cerin auf der Doppel-Sechs (re-)agierend, damit auch sich selbst meint, darf man annehmen.

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Geis' Einsicht zeugt zumindest davon, dass man sich beim Club im Gegensatz zu anderen Verlautbarungen der Verantwortlichen durchaus Sorgen machen darf, ja muss. Sorgen um den beängstigenden Zustand des durch das 1:4-Fiasko auf Platz 17 gefesselten FCN. Einer Wackel-Truppe, die in Hamburg im defensiven Mittelfeld erneut einen Offenbarungseid leistet. Zu anfällig, ohne Balance und Zugriff präsentiert sich der Club von Johannes Geis im neuralgischen Raum vor der Abwehr gegen entschlossen und zielführend die offenen Räume bespielende Rothosen. Und weckt damit ungute Erinnerungen an ein verkorkstes Vorjahr, das der in der Wintervorbereitung in Testspielen durchaus gefällige Keller-Club eigentlich ebenso rasch hinter sich lassen wollte wie die Abstiegsplätze.

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Bis zum Wiederbeginn, als der FCN - Fabian Nürnberger hat schon vor der Pause für den irrlichternden Cerin in der Defensivzentrale übernommen - zu etwas mehr Sicherheit und darüber auch mehr Struktur und Zug im Spiel nach vorne findet, ist das Manko des Abstiegskandidaten überdeutlich. Als Hamburg schon früh eine Druck- und Drohkulisse aufbaut, kann der Club nichts dagegensetzen. Couragierte Hausherren tun Nürnberg im Pressing und Gegenpressing weh, drängen nach Balleroberungen konsequent nach vorne und werden von hilflosen Franken dazu fast schon eingeladen. "Sie wollten kompakt spielen, haben aber nicht das Mittel gefunden, uns da aufzuhalten", bringt Dieter Hecking, der früher einmal selbst für die defensive Stabilität in Nürnberg verantwortliche HSV-Coach, das zentrale Problem des FCN auf den Punkt.

Lücken beim Club - Driller benennt das Manko beim FCN 

Der Club ist mittendrin im Abstiegskampf - und kampfunfähig in der Mitte: Die Lücken und Abstände, die man dort eigentlich schließen beziehungsweise verringern wollte, sind wie schon so oft in der Hinrunde auch beim Restrundenstart im Volkspark viel zu groß und der Druck der Gegner unerträglich. Während sich Jens Keller und Robert Palikuca nach der Partie trotz des alarmierenden Auftritts in Hälfte eins in Sorglosigkeit, Relativierung und Zweckoptimismus üben, legt Club-Experte Martin Driller im da schon leeren Hamburger Stadion den Finger genau in diese Wunde. “Wir haben den Fehler auf der Sechs gemacht, da spielen wir völlig ohne Zweikampfverhalten und das ist unser größtes Problem. Also, dass die Mitte frei ist, dass der Gegner jeweils auf die Abwehr frei zulaufen kann - und dann die Viererkette hinten keine Möglichkeiten mehr hat“, resümierte Nürnbergers Ex-Kapitän bei CEF TV recht treffend.

 

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Angesprochen darf sich besonders Johannes Geis fühlen, der in den Vorbereitungsspielen Ansätze verbesserter Defensivarbeit zeigte, nun im Verbund mit Cerin und Behrens dem Gegner wieder einmal hinterhergrätschte und sich so auch schwertat, seine zweifellos vorhandenen Spielmacherqualitäten für die Rot-Schwarzen einzusetzen. Instabil in den Abgrund? Der Club kriegt den Raum vor der Abwehr nicht geschlossen – muss es aber dringend, um von dort aus auch zu mehr Präsenz vor der gegnerischen Kiste zu finden. Gegen den HSV gelang dies Geis nur nach einem ruhenden Ball, als Nürnbergs Scharf- und Standardschütze Heuer Fernandes im Tor der Rautenträger per Freistoß prüfte. “Wir hatten im zentralen Mittelfeld die Oberhand“, hielt auch Hamburg-Coach Hecking nach Abpfiff fest, was schnellstmöglich anders werden muss beim Club.

Am Sonntag gegen den SV Sandhausen (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) ist der FCN in der Pflicht. Gegen die Gäste aus der Kurpfalz muss der Geis-Club den Scherbenhaufen aus dem Hamburg-Spiel aufkehren, die Defensive geschlossen halten. Dass der Unterfranke dabei Unterstützung braucht, ist klar. Die Innenverteidiger Margreitter und Mavropanos müssen der Idealvorstellung nach dabei von hinten heraus Sicherheit geben und anschieben anstatt dauergestresst mit der Toreverhinderung beschäftigt zu sein.

Nürnberger soll helfen - "Scheißbock" soll fallen 

Auf eine externe Lösung auf der Sechser-Position hat der FCN am Deadline-Day verzichtet. Neben Geis wird Keller wohl Fabian Nürnberger stellen, der den Job nach seiner Einwechslung in Hamburg ordentlich machte - und dem Club bei einer vergleichbaren Leistung in dessen Problemzone durchaus helfen dürfte. In einem Dreieck mit dem vorgezogenen, offensiver ausgerichteten Hanno Behrens, dem es in Hamburg auch komplett an Zugriff fehlte, soll dies zu mehr Stabilität führen. Und die Grundlage bilden, dem SVS über mehr Angriffsschwung oder auch Zweite-Reihe-Shooter Geis gefährlich zu werden. Dieser ist mit fünf Toren und fünf Vorlagen Nürnbergs Top-Scorer. Schließlich will der FCN seinen Fehlstart ins neue Jahr schon am Sonntag abhaken, die Stabilität der Sandhäuser überprüfen und  - wie Johannes Geis sagt - dabei "den Scheißbock endlich umzustoßen". 

 

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