HCE-Helfer: Fleißige Hände und schmucke Tristesse

1.12.2020, 07:00 Uhr
Der HC Erlangen setzt bei Heimspielen auf ein gemischtes Konzept aus ehrenamtlicher und professioneller Unterstützung.

© Foto: Daniel Marr/Zink Der HC Erlangen setzt bei Heimspielen auf ein gemischtes Konzept aus ehrenamtlicher und professioneller Unterstützung.

Am besten erklären kann das der stellvertretende Geschäftsführer des HC Erlangen, Theo Mpairaktaridis, der auch die Verantwortung für den Ablauf der Heimspiele trägt – beginnend mit der Vorbesprechung der kulinarischen Genüsse im VIP-Raum mit dem für das Catering zuständigen Unternehmen Ferdin. "Wir fahren mit einem gemischten Konzept aus professioneller und ehrenamtlicher Unterstützung, das sich ergänzt und tadellos funktioniert."


Verträge, Corona, Europapokal: HCE-Boss Bissel spricht


Die Organisation in der multifunktionalen Halle muss oft unter schwierigsten Umständen erfolgen. In der Arena wird auch Eishockey gespielt und nicht selten mussten – zumindest bislang – Konzertveranstaltungen berücksichtigt werden. Viele Events überschneiden sich. Endet etwa ein Heimspiel der Nürnberg Ice Tigers am Freitagabend um 22.15 Uhr, beginnt wenig später bereits der Aufbau für das Heimspiel des HC Erlangen – das dauert dann die ganze Nacht an.

Hier greift zunächst die professionelle Arbeit als erstes ein. "Die Firma BM Security hat sowohl einen Vertrag mit der Arena als auch einen Vertrag mit uns," erklärt Mpairaktaridis und hilft beim Aufbau und Abbau, der oft parallel läuft.

Während das Plexiglas der Eishockeybanden entfernt wird und Spezialplatten auf die Eisfläche gelegt werden, rollen die Helfer das Handball-Spielfeld aus, das in zwei Teilen in der Nähe der Halle aufbewahrt wird. Ricco Wolf, der Teammanager des HCE, überwacht penibelst die Aufbauarbeiten, die erst gegen sechs Uhr am Morgen enden. In der Nacht kann der Boden der Spielfläche noch nicht verklebt werden, da hat er sich noch nicht ausgedehnt. Parallel dazu wird allerdings bereits die LED-Werbung an den Banden angebracht, und je nach zu erwartendem Zuschauerzuspruch ein oder zwei der riesigen Banner hinter den Toren aufgehängt. Bei Geisterspielen kommen beide zum Einsatz und werden mit schwarzen Vorhängen undurchsichtig gemacht. Noch sind es ein paar Stunden bis zum Anwurf. Doch diese Zeit vergeht schnell.


Auweh, HCE! Links unerträglicher Sofa-Abend


Aufgrund der Austragung der Partien vor leeren Rängen fallen einige Aufgaben weg.

Aufgrund der Austragung der Partien vor leeren Rängen fallen einige Aufgaben weg. © Foto: Daniel Marr/Zink

Am Samstagmittag treten die 40 ehrenamtlichen Helfer auf den Plan. Punkt 12 Uhr. Es ist ihr"Auftritt", ohne sie würden die Kosten in die Höhe schnellen. Mpairaktaridis, Stellvertreter von Geschäftsführer Rene Selke, kann das gar nicht oft genug betonen und spricht den Helfern deshalb ein dickes Lob aus: "Ohne sie wäre eine Veranstaltung dieser Größenordnung nicht denkbar."

Obwohl von Seiten des HC versucht wird, die Einsatzzeiten zu variieren und die fleißigen Hände in Schichten einzuteilen, ist mancher der Handballfans bis 23.30 Uhr in der Halle. Die vielen Aufgaben werden von Maximilian Mittag koordiniert. Der Sohn des früheren Co-Trainers Stefan Mittag absolviert eine Lehre als Veranstaltungskaufmann. Mittag muss hellwach sein.


Enttäuschung pur: Der HCE verliert in Lemgo mit 23:24


Vom Auslegen der "Klatschpappen" zur akustischen Unterstützung auf tausenden Stühlen bis zur Dekoration des VIP-Raums im HCE-Design reichen die Aufgaben. Die Betreuung der Einlaufkinder vor dem Spiel fällt ebenso in seinen Bereich. Ein eigener Fan-Shop wird von den Helfern betrieben – der Ideenreichtum der Crew von Geschäftsführer Rene Selke bringt neue Aufgaben mit sich: Thementage wie die "Black Night", in der alle Fans schwarz gekleidet sind, oder umzusetzende Konzepte von Sponsoren erhöhen das Arbeitsaufkommen und machen diese Aufgabe spannend. Kaum ein Heimspiel ist wie das andere. Der HC sorgt sich natürlich um das leibliche Wohl der tatkräftigen "guten Geister": Während ihres Arbeitstages in der Halle werden sie mit Speis und Trank versorgt.

Da derzeit nur "Geisterspiele" stattfinden können, fallen zumindest einige Aufgaben weg. Neu ist, dass sich alle Beteiligten bemühen, die eigentlich leere Arena für die Fernsehübertragungen zu "schmücken", um das ansonsten trostlose Bild einer wie ausgestorben wirkenden Halle zu kaschieren. Die Aufgabe, dem Hallenboden den letzten Schliff zu geben, bleibt aber bestehen. Ab einer Hallentemperatur von 15 Grad können die beiden Spielhälften an der Mittellinie von den Spezialisten verklebt werden. Ergänzend dazu bringen die ehrenamtlichen Helfer auf der Spielfläche die nötigen Begrenzungslinien und die Werbung auf. Das dauert.


Handballer nach Ägypten - HCE spielt Ball zurück


Mittlerweile wird der HCE von einer "Nachbarschaftshilfe" unterstützt. Die "Volunteers" des 1. FC Nürnberg, ein Stamm zwischen vier und zehn Personen, sind bei den Heimspielen ebenfalls im Einsatz. Während Margit Hensler unter anderem für die Beleuchtung der Spieler beim Einlaufen sorgt, lässt Manfred Pfeiffer eine Glocke herab, wenn die Einlaufmelodie "Hells Bells" von der Rockband AC/DC ertönt. Ein Rädchen greift ins andere. "Wir Ehrenamtlichen haben ein super Team, das sich gegenseitig hilft, und die Spieler, die gerne Kontakt suchen, vermitteln ein familiäres Klima", findet Pfeiffer. Derzeit schweigt die Glocke. Schon bald aber soll sie wieder zu hören sein und das Corona-Aus einläuten. Mehr Symbolik geht kaum...

Keine Kommentare