Raute und mehr: Was dem 1. FC Nürnberg in Fürth geholfen hat

24.3.2021, 06:00 Uhr
Viereck mit Zentrum: Robert Klauß bei der Arbeit.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN Viereck mit Zentrum: Robert Klauß bei der Arbeit.

In der Nachspielzeit half auch das Drachenviereck nichts mehr. Über 90 Minuten lang war dem 1. FC Nürnberg am Sonntag ein sehr erstaunliches Derby gelungen. Bis in die Nachspielzeit hinein wurde das belohnt durch eine knappe, aber verdiente Führung. Begünstigt wurde diese Führung auch von der Ordnung, in der Trainer Robert Klauß seine Mannschaft auf den Platz geschickt hatte – die Mittelfeldspieler zum Beispiel waren angeordnet im Drachenviereck, vulgo: Raute.


Club und Kleeblatt könnte Quarantäne-Trainingslager drohen


In der dritten Minute der Nachspielzeit aber musste Klauß ansehen, wie sein schöner Plan wenn schon nicht in sich zusammenstürzte, dann wenigstens eine ordentliche Schramme abbekam. Fürth nutzte eine letzte Gelegenheit zum ebenfalls nicht unverdienten Ausgleich.

Aus der Distanz? Gerne.

Zwei Tage später hört sich Klauß am Telefon schon wieder gut gelaunt an, das Ausgleichstor ist längst analysiert, und es geht ja immer weiter. Woran es also lag, dass da doch noch ein spätes Gegentor gefallen ist? Weil sie beim Club eine Regel nicht befolgt haben, die es schon gab, als noch niemand von Rauten sprach: bei knappem Vorsprung kurz vor dem Ende alle hinten rein.

Klauß formuliert das natürlich etwas eleganter und spricht von den defensiven Mittelfeldspielern, die sich in dieser Situation viel mehr in Richtung beziehungsweise in den eigenen Strafraum hätten orientieren müssen: „Da riskiere ich lieber, dass der Gegner mal aus der Distanz abschließen kann.“

Taten seine Spieler nicht, tat auch der Gegner nicht – also 2:2. Es bleibt wenig überraschend noch ein bisschen Arbeit für Klauß und den Club. Arbeit, sagt er, die ihm immer noch Spaß macht, obwohl das Leben mit dem FCN manchmal kompliziert ist. „Grundsätzlich merke ich immer wieder, dass das ein schöner Beruf ist.“

Immerhin eine Ahnung

Schöner ist er natürlich, wenn man am Wochenende das Ergebnis der vielen Arbeit auch sehen kann. In den vergangenen Wochen, als alles immer trüber wurde beim Club, hat Klauß oft betont, dass es ihm und seinen Assistenten vor allem darum geht, das komplette Gebilde wieder zu stabilisieren. Dass das gelingen kann, davon hat das Spiel in Fürth eine Ahnung vermittelt.

Dass daraus mehr wird, dafür wollen sie unter anderem in der Länderspielpause sorgen. Erst am kommenden Wochenende gibt Klauß seinen Spielern einschließlich des Montags frei. Vorher steht unter anderem am Donnerstag (14 Uhr) ein Testspiel beim FSV Mainz an – und Trainingseinheiten, in denen es wieder um mehr gehen soll als um die Stabilität.

Nach dieser Woche will Klauß seine Mannschaft im „Spiel mit Ball noch aktiver und zielstrebiger“ sehen. Geplant war das, sagt Klauß, ganz unabhängig vom Ergebnis in Fürth, weil in so einer Länderspielunterbrechung auch einmal ohne den Druck geübt werden kann, sich schon auf den kommenden Gegner vorzubereiten.

Nach vorne variabel

Der heißt SC Paderborn, und ob Klauß in diesem Spiel dann wieder zum Drachenviereck greift, weiß er nicht – trotz der gelungenen Übung in Fürth. „Es ist eine Option“, sagt er immerhin. Eine, die ihm deshalb gefällt, weil da „die vielen zentralen Spieler“, die ihm zur Verfügung stehen, Verwendung finden. Und weil er dann mit „zwei echten Stürmern“ spielen kann.

Es kann gegen Paderborn trotzdem wieder alles ein wenig anders kommen. Das hängt beim Offensivspiel auch damit zusammen, wie sich der Gegner verhält. Da will Klauß variabel bleiben. „Da schauen wir schon, wo wir die Räume entdecken, die uns der Gegner gibt“, sagt er. Defensiv hingegen wollen sie ihr Ding durchziehen. „Gegen den Ball sind wir bei uns“, sagt Klauß und wiederholt noch einmal ein paar Dinge aus seiner berühmt gewordenen Taktik-Nachhilfe: „Wir wollen hoch anlaufen und über den ballfernen Spieler umschalten.“ Und manchmal alle einfach nur hinten drin stehen.

Verwandte Themen


19 Kommentare