Fürth verliert wieder deutlich

Nach 18 Minuten tot: Das Kleeblatt verarbeitet das 0:3 in Mainz

29.8.2021, 13:19 Uhr
„Das hat sehr wehgetan“: Kapitän Branimir Hrgota (links) und seine Fürther Kollegen nach dem Schlusspfiff.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink „Das hat sehr wehgetan“: Kapitän Branimir Hrgota (links) und seine Fürther Kollegen nach dem Schlusspfiff.  

Es war ein vernichtendes Urteil, das Stefan Leitl aber in einigermaßen freundliche Worte verpackte. Als der Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth die vorangegangenen 95 Minuten Fußball zusammenfasste, sagte er einen Satz, der beim ersten Hinhören harmlos klang. „Die ein oder andere Situation war sicher okay von uns“, befand Leitl nach dem 0:3 seiner Mannschaft in Mainz.

Wer Stefan Leitl kennt und weiß, dass er sich immer vor seine Mannschaft stellt und diese niemals öffentlich anzählen würde, der wusste, wie es in ihm aussah, wie sehr ihn die zweite deutliche Niederlage im dritten Bundesligaspiel ärgerte. Wie deutlich diese Kritik war, ohne sprachlich deutlich zu sein. Denn ein paar Situation, in denen das Kleeblatt „okay“ spielt, reichen eben nicht, um auf diesem Niveau mitzuhalten – auch nicht gegen den FSV Mainz 05, der in der vergangenen Woche gegen den VfL Bochum verlor, der gemeinsam mit dem Kleeblatt aufgestiegen war.

Zu Beginn des Spiels machte die Spielvereinigung einiges tatsächlich ganz gut, doch dann geschah das, was in den vergangenen Spielen immer passierte: Der Gegner jubelte. Im ligaübergreifend sechsten Spiel nacheinander kassierten die Fürther das 0:1 – das auch in diesem Spiel vermeidbar gewesen wäre. Luca Itter scheute sich davor, den Ball einfach mal wegzuschlagen, sodass der kurz darauf bei Anderson Lucoqui landete. Dessen ersten Versuch hielt Sascha Burchert noch gut.

Und schon wieder das 0:1

Den Abpraller bekamen die Fürther aber nicht aus dem Strafraum, ein paar Sekunden später durfte Lucoqui, der von Maximilian Bauer nicht gestört wurde, erneut schießen – diesmal tunnelte er Burchert. 1:0 nach einer Viertelstunde. „Das verfolgt uns ein bisschen“, sagte Leitl, der die Frage nach dem Warum für „eine sehr gute“ hielt, sie aber zumindest aus Trainersicht beantworten konnte.

Der Fürther Flachpass, der das Kleeblatt so erfolgreich gemacht hat, sei in brenzligen Situationen nicht immer die richtige Wahl, „es ist auch erlaubt, den Ball mal auf die Tribüne zu schlagen, um in die Grundordnung zu kommen“, sagte Leitl. Das aber tat Itter nicht, weshalb die Fürther mal wieder einem Rückstand hinterherlaufen mussten. „Das ist für uns extrem bitter, weil es in der Bundesliga deutlich schwieriger ist, Rückstände aufzuholen“, so der Trainer.

Es war ein Satz, den so schon sehr viele Menschen beim Kleeblatt in den vergangenen Tagen und Wochen gesagt hatten – und der drei Minuten nach dem 0:1 noch einmal wichtiger wurde. Innenverteidiger Justin Hoogma attackierte Jonathan Burkhardt unerklärlicherweise bereits an der Mittellinie, der U21-Nationalspieler aber zog vorbei und schickte Silvan Widmer auf die Reise. Dessen perfekte Hereingabe drückte Adam Szalai, der von Bauer nicht gestört wurde, zum 2:0 über die Linie. Da waren gerade einmal 18 Minuten gespielt.

„Das hat sehr wehgetan“, sagte Kapitän Branimir Hrgota später vor den Fernsehkameras – und sagte dann einen Satz an, der die nachfolgenden 75 Minuten Fußball ganz gut zusammenfasste: „Danach waren wir eigentlich tot.“ Denn gefährlich wurden die Fürther nicht mehr, das Offensivspiel war erschreckend harmlos und ideenlos, vom Fürther Flachpass war nichts zu sehen. Ein abgefälschter Schuss von Dickson Abiama in der ersten sowie ein Distanzschuss von Paul Seguin in der zweiten Hälfte waren die einzig nennenswerten Möglichkeiten.

Stattdessen hatten die Fürther Glück, dass ein Elfmeter nach Handspiel von Abiama wegen Abseits zurückgenommen wurde sowie Torhüter Burchert einige Male im Eins-gegen Eins gut reagierte und damit einen noch höheren Rückstand verhinderte. Das 0:3 fiel trotzdem noch, weil Hans Nunoo Sarpei in der Nachspielzeit gegen Karim Onisiwo nicht zwingend genug verteidigte und Kevin Stöger frei vor Meyerhöfer zum 3:0 einschieben durfte.

Öffentlich wollte Stefan Leitl seine Mannschaft hinterher nicht maßregeln, die Fürther Mut- und Ideenlosigkeit im Spiel nach vorne lag, so Leitl, „in erster Linie daran, dass die Mainzer sehr gut verteidigt haben“. Es war eine verständliche Aussage für einen Trainer, der die vielen offensichtlichen Probleme lieber intern anspricht. Dennoch sagte Leitl nach seinem freundlich verpackten, aber vernichtenden Urteil einen Satz, der allen Fürthern zu denken geben sollte: „Wir waren weit davon entfernt, ein Tor zu erzielen.“

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