0:2 schon nach 18 Minuten

Offensiv harmlos, defensiv anfällig: Kleeblatt verliert auch in Mainz

28.8.2021, 18:43 Uhr
Zweites Auswärtsspiel in der Bundesliga, zweite Niederlage: Paul Seguin und seine Fürther mussten den Mainzern mehrmals beim Jubeln zuschauen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Zweites Auswärtsspiel in der Bundesliga, zweite Niederlage: Paul Seguin und seine Fürther mussten den Mainzern mehrmals beim Jubeln zuschauen.

An einem Freitagabend im August 2012 schrieb Felix Klaus Geschichte. Um kurz vor 22 Uhr schoss der junge Offensivspieler in Mainz das erste Fürther Bundesligator, knapp 25 Minuten später jubelten Spieler, Verantwortliche und Fans über den ersten Bundesligasieg. Es war einer der wenigen schönen und erfolgreichen Momente einer ansonsten oft ernüchternden Saison für alle, die es mit dem Kleeblatt halten. 32 Spiele später stieg die Spielvereinigung mit nur 21 Punkten als Tabellenletzter in die zweite Bundesliga ab.

Knapp neun Jahre später durfte das Kleeblatt wieder nach Mainz reisen. Am Samstagnachmittag trafen sich der FSV und das Kleeblatt am dritten Spieltag der Bundesliga-Saison 2021/2022. Diesmal aber jubelte kein Fürther. Bereits nach 18 Minuten lagen die Fürther mit 0:2 hinten und verloren am Ende nach einer offensiv dürftigen Vorstellung mit 0:3 (0:2).

Der Blick auf den Aufstellungsbogen zeigte, dass Stefan Leitl tatsächlich sehr zufrieden war mit dem Spiel vergangene Woche gegen Bielefeld. Bis auf die Chancenverwertung sei vieles sehr gut gewesen, betonte der Trainer kürzlich - deshalb vertraute er in Mainz auch exakt dem selben Personal wie vor sieben Tagen im Ronhof. Neuzugang Jetro Willems saß drei Tage nach seiner Verpflichtung bereits auf der Bank, genauso wie der Ex-Fürther Anton Stach auf der anderen Seite bei den Mainzern.

Diesmal flog der Ball zwischen Burcherts Beinen hindurch ins Netz

Mit dem Selbstvertrauen aus dem ersten Heimspiel gingen die Fürther dann auch in die Partie. In den ersten beiden Minuten spielte sich das Geschehen ausschließlich in der Mainzer Hälfte ab, dann aber wurden die Nullfünfer immer besser. Sie gewannen die wichtigen Zweikämpfe im Mittelfeld, drückten die Spielvereinigung immer weiter Richtung eigenes Tor - und näherten sich diesem deshalb mit jeder Minute gefährlicher an.

Nach einem katastrophalen Fehlpass von Justin Hoogma drosch U21-Nationalspieler Jonathan Burkhardt den Ball noch auf die Tribüne, wenig später aber wurde es laut. Während drei Fürther Flanken ungefährlich durch den Strafraum segelten, jubelten die 11.500 Mainzer nach einer Viertelstunde erstmals. Zunächst hielt Sascha Burchert noch stark gegen Anderson Lucoqui, dann bekam die Kleeblatt-Defensive den Ball nicht weg und Lucoqui durfte ein zweites Mal schießen. Diesmal flog der Ball zwischen Burcherts Beinen hindurch ins Netz.

Es war das sechste Ligaspiel in Folge, bei dem die Spielvereinigung mit 0:1 in Rückstand geriet. Nach dem Bielefeld-Spiel hatte Trainer Stefan Leitl betont, wie schwer es körperlich und mental sei, immer wieder zurückkommen zu müssen. Drei Minuten später wurde es sogar noch schlimmer: Burkhardt nutze die viel zu vielen Räume im Fürther Mittefeld, dribbelte und schickte den Schweizer Nationalspieler Silvan auf die Reise. Dessen perfekte Flanke drückte Adam Szalai vor Maximilian Bauer zum 2:0 über die Linie.

Die Szenen erinnerten an das Auswärtsspiel in Stuttgart

Die Szenen erinnerten an das Auswärtsspiel in Stuttgart vor zwei Wochen. Da hielt die Spielvereinigung ebenfalls anfangs gut mit, stand dann aber einfach schlecht und überließ dem Gegner viel zu viele Räume. Was in der zweiten Liga womöglich kein Probleme verursacht hätte, wurde nun erneut hart bestraft. Leitl stellte direkt nach dem zweiten Gegentreffer um und schickte Nielsen von der Zehn nach vorne ins Sturmzentrum, die Fürther agierten nun mit drei Spitzen - Abiama und Hrgota tauschten immer wieder die Seite.

Abiama war es auch, der nach 38 Minuten beinahe für den Anschlusstreffer gesorgt hätte. Seine Hereingabe wurde von Lucoqui abgefälscht, Torhüter Robin Zentner konnte den Ball gerade noch zur Ecke abwehren. Die aber brachte, wie auch alle anderen Offensivaktionen des Kleeblatts, nichts ein. Stattdessen kassierten die Fürther, die teilweise schwach verteidigten, beinahe das 0:3 - diesmal aber hielt Burchert wieder stark gegen den Mainzer Linksverteidiger Lucoqui.


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Mainz hatte sich keineswegs überarbeitet, sondern klug auf die immer wiederkehrenden Fürther Fehler gelauert und zweimal eiskalt zugeschlagen. Die Fürther hingegen wirkten keineswegs mehr so selbstbewusst und spielfreudig wie noch gegen Bielefeld - die beiden Nackenschläge wirkten. Kurz vor der Pause holte sich Paul Seguin im dritten Spiel seine dritte Gelbe Karte ab, weil er zu spät kam und seinen Gegenspieler von den Beinen holte.

Itter wird zur Pause ausgewechselt

In der Pause wechselte Leitl den sehr schwachen Luca Itter aus, die Zeit von Neuzugang Willems schien aber offenbar noch nicht gekommen. Stattdessen schickte der Trainer Justin Hoogma auf die Linksverteidigerposition und Hans Sarpei in die Innenverteidigung. Dessen Platz auf der Sechs nahm Max Christiansen ein. Und es dauerte wieder nicht lange, bis es vor dem Fürther Tor brannte. Abiama wehrte einen Kopfball von Stefan Bell mit der Hand ab - Elfmeter und (nur) Gelb für den Fürther Angreifer.

Doch dann bekam Schiedsrichter Tobias Reichl eine Nachricht aus dem Kölner Keller, wartete, wartete - und nahm den Strafstoß sowie die Karte wegen einer vorhergehenden Abseitsstellung von Moussa Niakhaté wieder zurück. Doch die Mainzer wollten jetzt die Entscheidung, drückten weiter und wurden fast dafür belohnt. Sascha Burchert hielt nach 56 Minuten stark gegen Burkhardt, auf der anderen Seite blieb das Kleeblatt offensiv erschreckend harmlos. Das fiel auch Stefan Leitl auf, der Jamie Leweling für Julian Green brachte und Nielsen wieder zurück auf die Zehn.

Leweling sorgte für einige Unruhe

Leweling, der am Tag zuvor für die U21 nominiert worden war, sorgte für einige Unruhe und war wenig später zweimal an gefährlichen Situationen beteiligt. Sein erster Versuch wurde zur Ecke geblockt, der zweite flog auf die Tribüne. Die Fürther wollten, das war zu sehen, sie waren aber meist viel zu harmlos. 20 Minuten vor Schluss brachte Leitl Jeremy Dudziak für Nielsen, gefährlich wurde es aber erst, als Paul Seguin aus 22 Metern abzog und Zentner zu einer schönen Parade zwang (73.).

Die Mainzer machten nun nicht mehr viel, die Fürther hingegen wollten - konnten aber nicht. Auf eine Schlussoffensive des Kleeblatts, auf ein Aufbäumen und ein Ankämpfen gegen die drohende Niederlage warteten alle Fans im Gästeblock vergebens. Christiansen schoss in der 90. Minute aus der Distanz weit drüber. Stattdessen jubelten in der Nachspielzeit nochmal die Mainzer. Sarpei verteidigte zunächst gut gegen den eingewechselten Karim Onisiwo. Der blieb aber dran, dribbelte an die Grundlinie und fand den sträflich freien Kevin Stöger, der zum 3:0 traf. Die Mainzer Fans feierten ihre Mannschaft nun lautstark, die Fürther waren da schon längst verstummt.

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