Tor als Seelenbalsam: Club-Stürmer Zrelak greift wieder an

18.1.2020, 06:00 Uhr
Im Spiel gegen den FC Bayern München zeigt Adam Zrelak mit einem Tor und einer Torvorlage, dass er wieder zurück ist.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Im Spiel gegen den FC Bayern München zeigt Adam Zrelak mit einem Tor und einer Torvorlage, dass er wieder zurück ist.

Die Tore beim spektakulären 5:2-Sieg im Test gegen den FC Bayern München hatten die Angreifer des 1. FC Nürnberg brav untereinander aufgeteilt. Neben Michael Frey, Mikael Ishak, Fabian Schleusener und Robin Hack durfte auch Adam Zrelak jubeln – und dem Slowaken bedeutete dieses Erfolgserlebnis vielleicht am meisten. "Das war ein wirklich schönes Spiel, für die Fans als auch für uns", schwärmt Zrelak und lässt den psychologischen Effekt dieses im Grunde ja profanen Testspieltores erahnen: "Ich glaube jetzt wieder mehr an mich."

Für den 25-Jährigen war der Treffer gegen den Rekordmeister purer Seelenbalsam – und fast so etwas wie eine kleine Auferstehung nach langer Leidenszeit. Ende Februar hatte sich Zrelak im Training das Kreuzband im rechten Knie gerissen – just zu einem Zeitpunkt, als der im Sommer 2017 vom FK Jablonec nach Franken gewechselte Angreifer angekommen schien beim Club. 14 Mal war er unter Michael Köllner und dessen Nachfolger Boris Schommers bis dahin in der Bundesliga zum Einsatz gekommen, hatte dabei zwei Tore erzielt und ein weiteres vorbereitet.

Während sich die Kollegen vergeblich gegen den Abstieg stemmten, quälte sich Zrelak erst in der Reha in Donaustauf, dann am heimischen Valznerweiher für sein Comeback – neun Monate lang. "Das war eine sehr harte Zeit, auch für den Kopf", gesteht Zrelak. Die Familie, vor allem Ehefrau Veronika und das vierjährige Töchterchen Zoe, halfen ihm über diese dunklen Tage hinweg. Aber auch Marek Mintal stand dem jungen Landsmann stets aufmunternd zur Seite. "Wir sind Freunde, er hat mir bei meinen ersten Schritten in Nürnberg viel geholfen", sagt Zrelak über das Club-Idol, das er seit seiner Zeit in der slowakischen "U21" kennt. Mintal fungierte damals als Co-Trainer der A-Nationalmannschaft.

Rückkehr zu emotionaler Achterbahnfahrt

In der von Mintal betreuten Nürnberger "U23" holte sich Zrelak dann auch die nötige Spielpraxis, am 9. Dezember beim Auswärtsspiel in Stuttgart stand er erstmals wieder im Profikader. Das ersehnte Comeback folgte eine Woche später gegen Holstein Kiel, geriet aber zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Der einsatzfreudige Mittelstürmer sollte in der Schlussphase für Entlastung sorgen und so mithelfen, eine 2:1-Führung über die Zeit zu bringen. "Ich war glücklich, dass ich fünf Minuten bekam", erinnert sich Zrelak an diesen "sehr emotionalen Moment".

Dann aber verlor er in der dritten Minute der Nachspielzeit ein Luftduell im eigenen Strafraum und musste erschrocken mit ansehen, wie sich ein Kopfball von Stefan Thesker über Keeper Felix Dornebusch zum 2:2 ins Netz senkte und dem Club nach einer 2:0-Führung noch den schon sicher geglaubten Heimsieg entriss. "So ist Fußball", sagt Zrelak lapidar, belasten will er sich mit diesem Genickschlag nicht mehr: "Wichtig war, dass wir dann das nächste Spiel gegen Dresden gewonnen haben." Auch wenn er selbst beim 2:0-Erfolg wieder nur auf der Bank saß.

In Marbella kämpft Zrelak nun um seinen Platz im Team. "Ich bin gesund, das rechte Knie ist so stabil wie das linke", versichert er schmunzelnd, auch mental sei die schwere Verletzung abgehakt. Dennoch dürfte es knifflig werden mit einer Rückkehr in die Startelf. Kollege Frey gilt trotz überschaubarer Torquote nach wie vor als gesetzt, der bullige Schweizer ist für Trainer Jens Keller schon aufgrund seiner nie erlahmenden Kampfkraft und physischen Präsenz in vorderster Front unverzichtbar. Und die Außenpositionen sind in Kellers präferierten 4-2-3-1-System im Normalfall an die flinken Hack und Schleusener vergeben.

Alternativen in der Offensive

Allerdings deuteten Zrelak und ein derzeit wieder deutlich agiler wirkender Ishak in der zweiten Halbzeit gegen die Münchner C-Elf an, dass sie als Doppelspitze gut harmonieren. Beide Stürmer trafen und legten dem anderen jeweils ein Tor auf – für Nürnbergs Offensive könnte diese Variante eine reizvolle Alternative darstellen. Lautstark Ansprüche anmelden will Zrelak aber nicht: "Wir haben ein gemeinsames Ziel und müssen zusammenstehen", ordnet er die persönliche Befindlichkeiten brav dem großen Ganzen unter.

Zrelaks Vertrag in Nürnberg läuft bis Sommer 2021, Gespräche über seine berufliche Zukunft hat es bislang noch nicht gegeben. "Ich will jetzt einfach gesund bleiben", sagt Zrelak, "alles weitere muss man sehen." Wer einmal neun Monate ohne Fußball auskommen musste, betrachtet eben vieles im Leben etwas gelassener.

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