Emotional oder körperlich

Was zählt als Affäre - und wie geht man damit um?

Simone Madre

SEO-Redakteurin

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16.2.2024, 11:59 Uhr
Eine emotionale Affäre gibt Aufschluss darüber, dass etwas in der Beziehung fehlt oder mindestens ein Partner mit dem Status quo unzufrieden ist. (Symbolbild)

© IMAGO/imageBROKER/Isai Hernandez Eine emotionale Affäre gibt Aufschluss darüber, dass etwas in der Beziehung fehlt oder mindestens ein Partner mit dem Status quo unzufrieden ist. (Symbolbild)

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Eine Affäre ist einer der häufigsten Gründe für eine Trennung. Viele Menschen haben bereits Erfahrungen mit einer Affäre gemacht, egal ob sie sich auf jemanden Vergebenes eingelassen, jemanden betrogen haben oder selbst betrogen wurden.

Eine Affäre oder auch Liaison kann in verschiedenen Formen vorkommen. Dabei muss eine Affäre nicht unbedingt körperlich sein. Vielmehr können ebenfalls die Emotionen im Vordergrund stehen. Voraussetzung für das Vorliegen einer Affäre ist immer ein Bruch der Abmachungen, die als Basis der Beziehung verstanden werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine offene Beziehung, eine Ehe oder eine Liebesbeziehung handelt. Wer die Regeln der konkreten Beziehung verletzt, begeht einen Betrug gegenüber seinem Partner. Somit kann auch eine emotionale Affäre die Beziehung gefährden.

Bedeutung der Affäre

Sexualtherapeuten beschreiben oftmals die Geschlechtsunterschiede wie folgt: "Männer suchen Nähe durch Sex, Frauen benötigen Nähe für Sex". Obwohl Nähe unterschiedlich definiert wird, geht es in den meisten Fällen einer Affäre um das Fehlen von Nähe. Die Menschen suchen sich die fehlende Nähe oder Bindung in der Beziehung bei einer dritten Person. Auch Distanz in einer Beziehung kann dazu führen, dass das Bedürfnis nach Nähe mit einem anderen Menschen entsteht. Ein weiterer Grund für eine Affäre kann neben fehlender Nähe auch mangelndes Vertrauen sein. Wenn der Partner in seiner Beziehung nicht über Gefühle sprechen kann, stauen sich die Gefühle an und müssen irgendwann raus.

Die beste Chance, einer Affäre vorzubeugen, haben somit Paare, die sich auf ihre Beziehung konzentrieren und diese im Alltag pflegen. Dies gelingt durch zugewandte und liebevolle Kommunikation, einen konstruktiven Umgang mit unlösbaren Konflikten, der Wertschätzung des Partners und Besonderheiten wie zum Beispiel Date Nights im Alltag. Somit stärkt alles, was die Bindung zwischen den Partnern stärkt, auch die Beziehung.

Dabei kann das Buch "Kommunikation in Beziehungen – Soforthilfe: 137 praktische Hinweise und Übungen" von Sigmund Ambrosius praktische Tipps geben und weiterhelfen.

Eine Affäre besteht aus verschiedenen Phasen. Anhand des idealtypischen Verlaufs einer Affäre, können diese Phasen besser verstanden werden.

  • Die Anfangsphase: Die Anfangsphase beginnt oftmals mit einem rein freundschaftlichen Umgang. Dabei entwickelt sich nach einiger Zeit ein besonderes Vertrauen. Die erste Phase ist im Voraus schwer zu erkennen, da sich die meisten Menschen der Problematik noch gar nicht bewusst sind. Es fängt damit an, dass der Betroffene immer mehr Kontakt zu einer anderen Person hat. Dies kann persönlich sein, in Form von Nachrichten oder Telefonaten.

  • Die Spannungsphase: Diese Phase geht bereits über bloße Freundschaft hinaus. Es entsteht eine Spannung zwischen den Personen und es werden bereits vertrauliche Gespräche geführt. Somit entstehen erste Geheimnisse, obwohl die Affäre bisher ausschließlich emotional ist. Der betrügenden Person wird ab diesem Zeitpunkt oftmals klar, dass es falsch ist und aus dem Fehlverhalten auch Konsequenzen resultieren könnten.

  • Die vertiefende Phase: In dieser Phase wird die Affäre konkret. Die Gespräche werden intimer und es werden auch Themen besprochen, die man sonst nur mit dem Partner besprechen würde.

  • Die rote Linie: In der nächsten Phase wird dann die rote Linie überschritten, sodass heimliche Treffen stattfinden. Teilweise ahnt der Partner der eigentlichen Beziehung, dass etwas nicht stimmt. Die rote Linie wird entweder emotional oder auch körperlich übertreten. Jedes Treffen führt dazu, dass die Bindung zum eigentlichen Partner darunter leidet.

  • Alles kommt ans Licht: Oftmals vermuten Partner den Betrug schon vorher und entwickeln negative Gefühle. Egal, ob die Affäre zufällig auffliegt, darüber gesprochen wird oder aktiv in privaten Sachen nach Informationen gesucht wird – die Affäre hat verheerende Folgen für die Beziehung. Bei der Konfrontation sind Gefühle wie Wut, Hass, Trauer oder Fassungslosigkeit weit verbreitet. Auf einmal scheint das Unmögliche denkbar: Die Trennung steht im Raum. Wie geht es jetzt mit der Beziehung weiter?

  • Die Entscheidung: Jetzt muss jedes Paar eine Entscheidung treffen, ob es sich lohnt, weiterzumachen oder nicht. Beide müssen sich die Frage stellen, ob es noch einen gemeinsamen Weg gibt. Vielleicht ist der Grund, warum man am Anfang zusammengefunden hat, noch da. Nun liegt es an jedem Einzelnen, dies herauszufinden.

Obwohl eine Affäre die Partnerschaft auf die Probe stellt, muss sie nicht zwangsläufig das Ende bedeuten. Demgegenüber wäre manch eine Beziehung wohl aufgrund vorhandener Probleme auch ohne Affäre bald in die Brüche gegangen.

Bei einer emotionalen Affäre findet ein Betrug innerhalb einer Beziehung auf der Gefühlsebene statt. Dies geschieht, sobald eine enge Bindung zu einer außenstehenden Person aufgebaut wird, die über eine reine Freundschaft hinausgeht. Obwohl bei einer emotionalen Affäre kein körperlicher Betrug erfolgt, ist sie dennoch eine Art des Fremdgehens. Auch ein emotionaler Betrug kann eine große Bedrohung für die Beziehung darstellen und sollte daher nicht unausgesprochen bleiben.

Denn eine emotionale Affäre gibt Aufschluss darüber, dass etwas in der Beziehung fehlt oder mindestens ein Partner mit dem Status quo unzufrieden ist. Daher ist es wichtig, das Thema anzusprechen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Somit ist hier auch Kommunikation der Schlüssel für eine lange und glückliche Beziehung.

Bei einer Affäre kann es auch vorkommen, dass beide Beteiligten verheiratet sind. Grundsätzlich unterscheiden sich die Folgen nicht wirklich von anderen Affären - nur, dass die Fallhöhe hier noch größer ist. Meistens ist man schon länger verheiratet und hat sich ein Leben zusammen aufgebaut. Zudem ist eine Scheidung auch ohne Haus und Kinder aufwändiger (und dadurch meist auch kräftezehrender) als eine Trennung.

Wenn eine Affäre auffliegt, kommt es zu schmerzhaften Situationen. Damit die Liebe wieder funktionieren kann, braucht man viel Vertrauen, Liebe und Kommunikation. Bei verheirateten Menschen ist die fehlende (sexuelle) Aufmerksamkeit häufig Grund für die Affäre. In einer langjährigen Beziehung kann es sein, dass sich die Partner nicht mehr ausreichend beachten, begehrt fühlen oder die Leidenschaft fehlt.

Monogamie als Grundprinzip kann auch der Grund sein. Einige Menschen fühlen sich in einer polyamoren Beziehung wohler, während ihr Partner sich nur vorstellen kann, in einer monogamen Beziehung zu leben. Wenn diese grundlegende Vorstellung in einer Partnerschaft auseinandergeht, müssen gemeinsam Gespräche geführt werden, um eine Lösung zu finden.

Nicht immer, aber häufig ahnen die Betrogenen bereits vorher, dass etwas nicht stimmt. Die folgenden Anzeichen müssen nicht auf eine Affäre hindeuten, sind jedoch in den meisten Fällen typische Begleitumstände.

  • Veränderte Gewohnheiten: Wenn der Partner von heute auf Morgen seine Gewohnheiten, kann es sich um ein erstes Anzeichen handeln. Ein neuer Kleidungsstil, neue Hobbys oder Interessen sind verbreitet. Einige Veränderungen werden unternommen, um der Affäre zu gefallen, andere, um mehr Zeit mit der Person verbringen zu können. Hier sollte man jedoch nicht immer zu argwöhnisch sein. Denn in einer langen Beziehung über mehrere Jahre ist es unausweichlich, dass wir uns als Mensch verändern.

  • Auffällige Abrechnungen auf der Kreditkarte: Wenn bei der Kreditkarten-Abrechnung Auffälligkeiten wie Hotel-Buchungen, Geschenke oder Ähnliches auftauchen, sollte man vorsichtig werden. Denn dabei handelt es sich häufig um Signale für eine Affäre.

  • Emotionale und körperliche Distanz: Neuigkeiten werden erst mit der "guten Freundin" oder "dem netten Kollegen" geteilt, bevor man sie selber erfährt? Und der Partner zieht sich körperlich und emotional aus der Beziehung zurück? Das sind Anzeichen dafür, dass zumindest eine emotionale Beziehung besteht.
    Häufig merkt man auch, dass der Partner oder die Partnerin kritischer einem selbst gegenüber wird und einen - bewusst oder unbewusst - mit der Affäre vergleicht. "XY hört mir viel besser zu" wäre ein klassischer Satz, der auf eine emotionale Affäre hinweisen kann. Das gilt insbesondere, wenn sich solche Kommentare häufen.

Wenn Menschen ihre heimliche Affäre beenden wollen, äußert sich dies meist in folgenden Verhaltensweisen gegenüber ihrem eigentlichen Partner:

  • Sie sind ihrem Partner wieder zugewandter. Teilweise überschütten sie ihn sogar mit Liebe und Zuneigung, weil sie schuldbewusst sind und gleichzeitig die Beziehung kitten wollen.
  • Sie meiden den Kontakt zu ihrer Affäre. Das kann beispielsweise auch zu einem Arbeitsplatzwechsel oder einem Umzugswunsch führen.
  • Sie verändern ihre Routinen, um der Person aus dem Weg zu gehen.
  • Sie wirken nachdenklich oder sogar launisch, denn hinter der Fassade der "Normalität" wirbeln ihnen viele, teils widersprüchliche Gedanken und Gefühle durch den Kopf.

Auch in dieser Phase gilt: Wenn man glaubt, dass der eigene Partner einen betrügt oder betrogen hat, sollte man das Gespräch suchen. Das ist natürlich nicht einfach, aber wichtig, um die Beziehung zu retten und langfristig zu stabilisieren, wenn man das will. Oder zumindest, um im Frieden auseinander zu gehen. Eine Paartherapie kann helfen, die Geschehnisse aufzuarbeiten und offen über die eigenen Gefühle zu sprechen.

Eine Affäre kann zum Beispiel auch ans Licht kommen, wenn Mitwisser dem betrogenen Partner die Wahrheit erzählen. Teilweise haben die Mitwisser zufällig von der Affäre erfahren. In anderen Fällen legen die Betrüger selbst ein Geständnis ab, weil sie nicht mehr mit ihrem schlechten Gewissen leben möchten.

Wenn bei einem verheirateten Ehepaar mit gemeinsamen Kindern eine Affäre im Raum steht, ist es umso schmerzhafter für alle Beteiligten. Teilweise geben sich die Kinder selbst die Schuld und stellen sich die Frage, ob der fremdgehende Elternteil sie noch genauso liebt. Die Kinder beziehen den Betrug nicht ausschließlich auf die Eltern, sondern fühlen sich selbst betrogen. Eine Affäre kann sich somit auch dauerhaft auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken, daher sollten sich beide Elternteile stets um die Beziehung zu ihrem Kind bemühen. Ehrlichkeit und Sicherheit sind das, was ein Kind in einem schwierigen Moment benötigt. Wer sein Kind als Komplize gegen den anderen Partner aufhetzt, macht die Situation noch viel schlimmer.

Mehr Hilfe können zum Beispiel Bücher anbieten, wie etwa "Hilfe bei Scheidung und Trennung" von Ruth Bohnenkamp. Aber auch eine Paartherapie ergibt Sinn - ob man nun zusammenbleiben oder sich friedlich trennen will.

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