Hype gerechtfertigt?

Probiotika: Was können die Bakterien fürs Immunsystem wirklich?

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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23.3.2022, 06:00 Uhr
Probiotika sind in Joghurts, Tabletten oder Pulvern enthalten. Doch helfen Sie wirklich so viel für die Darmgesundheit?

© imago images/Science Photo Library, NNZ Probiotika sind in Joghurts, Tabletten oder Pulvern enthalten. Doch helfen Sie wirklich so viel für die Darmgesundheit?

Probiotika - also lebende Bakterienstämme - werden als Pulver, in Tablettenform oder im Joghurt verabreicht und sollen großen Nutzen für die Gesundheit haben. Sie sollen das Immunsystem stärken und gegen Depressionen und Diabetes helfen. Doch stimmt das wirklich?

Der Name "Probiotika" setzt sich aus den lateinischen Worten "Pro bios" zusammen, was übersetzt "für das Leben heißt". Die lebenden Darmbakterien sollen die Darmgesundheit unterstützen, denn 70 bis 80 Prozent unseres Immunsystems sind im Darm lokalisiert.

Einen wichtigen Einfluss auf den Darm hat das sogenannte Mikrobiom. Es besteht aus Millionen von Keimen. Je größer die Vielfalt dieser Keime, desto positiver wirkt sich das auf unsere Gesundheit aus. Doch allein die Einnahme von Probiotika reicht Experten zufolge nicht aus, um den Darm gesund zu halten. Wie so oft, kommt es auf die richtige Ernährung an. Ballaststoffe wie Flohsamenschalen, Haferflocken, Vollkornbrot, kalte Kartoffeln oder unreife Bananen tragen beispielsweise zu einer guten Darmflora bei. Zucker sollte dagegen nur in Maßen konsumiert werden.

Probiotika zum Antibiotikum einnehmen? Das sagen Experten

Manche Ärztinnen und Ärzte raten dazu, Probiotika während der Einnahme von Antibiotikum zusätzlich zu nehmen, um die Darmflora im Gleichgewicht zu halten. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Prof. Dr. med. Frank Lammert, äußert sich im Deutschen Ärzteblatt jedoch zurückhaltend: "Wir wissen nicht, welchen Patienten Probiotika bei einer Therapie mit Antibiotika helfen." Er würde Probiotika in Kombination mit Antibiotika nur bei vulnerablen Patienten in Erwägung ziehen. Derzeit sei die Studienlage noch nicht ausreichend, um tatsächlich von evidenten positiven oder negativen Effekten von Probiotika zu sprechen.

Probiotische Joghurts, die in der Werbung vielfach angepriesen werden, sind dagegen nicht viel wirkungsvoller als Naturjoghurt. Sie weisen laut AOK Gesundheitskasse keine besonders hohe Bakterienkonzentration auf. Wer seinem Körper etwas Gutes tun möchte, sollte sich in der Apotheke oder bei einem Facharzt zur Einnahme von Probiotika individuell beraten lassen und gleichzeitig auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung setzen.

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