Ballverlust und Notbremse: FCN verschenkt Punkte auf Pauli

18.5.2020, 05:55 Uhr
Eine folgenschwere Szene: Christian Mathenia trifft St. Paulis Henk Veerman am Fuß und fliegt wenig später vom Platz.

© TimGroothuis Eine folgenschwere Szene: Christian Mathenia trifft St. Paulis Henk Veerman am Fuß und fliegt wenig später vom Platz.

Der Club hatte die Partie am Millerntor unter Kontrolle. Von Beginn an war der FCN zwischen den Reihen besser gestaffelt, ließ das Spielgerät teilweise sehr ansehnlich laufen und tauchte des Öfteren vor dem Tor der Gastgeber auf. Die ungewohnten Umstände, ein menschenleeres Millerntor, all das schien den FCN nicht zu beeindrucken. Selbst Trainer Jens Keller zeigte sich etwas überrascht von dem Mut und dem Selbstverständnis, welches sein Team nach über zwei Monaten ohne Spielpraxis an den Tag gelegt hatte. "Die Mannschaft hat in den ersten 45 Minuten ein tolles Spiel gemacht, unser taktisches Konzept ging voll auf".

Dass der FCN als Tabellen-15. nach Hamburg gereist war und wegen der punktenden Konkurrenz gleich wieder mächtig unter Druck stand, davon war zunächst nichts zu sehen. Der Grund, warum das Keller-Kollektiv dort steht wo es eben steht, war dann jedoch relativ schnell auszumachen. Einen ersten Hinweis auf das verheerende Club-Manko gab Adam Zrelak nach zehn Minuten, als der Slowake nach einer schönen Kombination frei vor Pauli-Keeper Robin Himmelmann auftauchte und im finalen Moment Nerven zeigte. Endgültig jedem klar machte es Nikola Dovedan, der es kurz vor der Pause aus noch viel aussichtsreicherer Position nicht schaffte, den Ball in einem nahezu leeren Tor unterzubringen und dem Club dadurch die nötige Sicherheit zu geben.

Nachdem auch die erste Chancen nach Wiederanpfiff ungenutzt blieben, passierte dem Club in Person von Hanno Behrens ein kapitaler Fehler, der in einem Hamburger Konter endete und Torhüter Christian Mathenia zu einer Notbremse hinreißen ließ. Was war passiert? Behrens, bedrängt von zwei Gegenspielern, verlor in der gegnerischen Hälfte leichtfertig den Ball. St. Pauli löste sich geschickt mit einem Doppelpass, Konstantinos Mavropanos machte einen Schritt zu viel in Richtung eigenes Tor und stellte den enteilten Henk Veerman dadurch nicht ins Abseits.

Mathenia stürmte aus seinem Tor, riskierte alles – und am Ende zu viel. Dass Nürnbergs Keeper Paulis Veerman klar am Fuß getroffen hatte, sah Schiedsrichter Daniel Siebert erst nach Erblicken der TV-Bilder. "Ich rutsche im Vorhinein weg und habe dann das Timing nicht mehr bekommen", erklärte Mathenia die Szene nach Schlusspfiff, die den Spielverlauf im Anschluss entscheidend beeinflussen sollte. Auch wenn die Gastgeber erst in der letzten Viertelstunde ihr numerisches Übergewicht zur Geltung brachten, schaffte es der Club nicht, wenigstens einen Zähler aus der Hansestadt zu entführen. Erneut ein eigener Fehler, diesmal ein Fehlpass des eingewechselten Philip Heise, brachte St. Pauli einen entscheidenden Vorteil, den Viktor Gyökeres nach 84 Minuten dann auch zu nutzen wusste.

So verpasste der Club einmal mehr in dieser Spielzeit, Zähler gegen einen nicht unschlagbaren Gegner für sich zu gewinnen. Zähler, die angesichts der Ergebnisse der direkten Konkurrenz wichtig gewesen wären. Sowohl Karlsruhe als auch Wiesbaden und Bochum punkteten jeweils dreifach, der Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz ist beträchtlich geschmolzen. Lediglich zwei Punkte trennen den Club noch von der verbotenen Zone, die angesichts möglicher Abbruch-Szenarien ein allzeit heißes Pflaster ist.

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