Erstes Tor entscheidet? Das wird für den FCN heute wichtig

11.7.2020, 05:57 Uhr
Fabian Nürnberger avancierte im Hinspiel zum Matchwinner und verschaffte dem Club als Teil einer leidenschaftlich agierenden Mannschaft einen Vorteil vor dem Rückspiel.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Fabian Nürnberger avancierte im Hinspiel zum Matchwinner und verschaffte dem Club als Teil einer leidenschaftlich agierenden Mannschaft einen Vorteil vor dem Rückspiel.

Wie ist die Ausgangslage? Komfortabel - und dennoch trügerisch. Mit einem 2:0-Heimsieg legte der 1. FC Nürnberg eine gute Basis für das Rückspiel, zumal den Schanzer von dominanten, präsenten und leidenschaftlichen Franken deutlich die Grenzen aufgezeigt wurden und das oftmals einflussreiche Auswärtstor verwehrt blieb. Dennoch dürfen sich weder FCN-Fans noch -Spieler von der altmeisterlichen Auferstehung im Hinspiel blenden lassen: Nicht zu Unrecht gilt das Hinspiel-Ergebnis als der gefährlichste Zwischenstand im Fußball - und letztendlich ist er im Modus der Relegation auch nicht mehr als die Bilanz nach der ersten Hälfte. Demnach wird es besonders darauf ankommen, wem das erste Tor der zweiten Partie gelingt: Ein Treffer der Hausherren wäre möglicherweise der Startschuss für eine Aufholjagd der Schanzer, ein Torerfolg des FCN würde sämtliche oberbayerischen Hoffnungen auf das kleine Wunder von Ingolstadt zerschlagen.

Dementsprechend gilt es für das Team von Cheftrainer Michael Wiesinger, von Anpfiff an "die Sinne zu schärfen, hellwach auf dem Platz zu sein und sofort ins Spiel zu finden". Im Falle eines Führungstreffers des FCN bräuchten die Gastgeber schließlich vier Tore für den Aufstieg - dies käme ob der gebotenen Leistungen im Hinspiel und der überwiegend harmlosen Angriffe der Schanzer einer Sensation gleich. Auch Ingolstadt wird bemüht sein, möglichst früh in der Partie zu treffen, um den Druck auf den Club zu erhöhen. Wiesinger erwartet folglich eine intensive Anfangsphase und einen Kontrahenten, der "vielleicht auch einen Tick höher verteidigen wird" als noch im Hinspiel.

Kutschke statt Beister - und Dovedan statt Zrelak?

Wer spielt? "Wir werden morgen eine Mannschaft auf dem Platz haben, die alles raushaut", versprach Wiesinger auf der Pressekonferenz. Um "unberechenbar" zu sein, wollte sich der 47-Jährige hinsichtlich seiner Personalplanungen freilich nicht in die Karten schauen lassen. Insgesamt ist aber von nicht allzu vielen Änderungen auszugehen: So gibt es nach dem Hinspiel weder Verletzungen noch Gelbsperren zu beklagen. Ohnehin dürfte kein Bedarf nach Veränderungen bestehen: Alle Spieler, die am vergangenen Dienstag in der Startelf standen, wussten zu überzeugen. Wiesingers Plan, die Schanzer im Spielaufbau zu langen Bällen zu zwingen und diese im mit kopfballstarken Spielern besetzten Zentrum zu verteidigen, ging auf. Dementsprechend ist erneut mit Patrick Erras im Zentrum an der Seite von Kapitän Behrens zu rechnen. Auch im Spielaufbau harmonierten die beiden Sechser prächtig: Während sich zumeist Erras bei eigenem Ballbesitz zwischen oder neben die Innenverteidiger fallen ließ, bildete der Spielführer das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Die Außenverteidiger konnten somit nach vorne aufrücken, Ballverluste provozieren und mit diagonalen Pässen ihre Pendants auf Seiten des FCI vor Probleme stellen.

In der Offensive dürfte die Flügelzange mit Robin Hack und Doppelpacker Nürnberger bestehen bleiben. In der Sturmspitze könnte der zuletzt nicht in der Startelf berücksichtigte Dovedan als Konterspieler eine Option sein, allerdings lassen Wiesingers Aussagen auf der Pressekonferenz ein ähnlich aktives und hohes Verteidigen erwarten wie am Dienstag. Bezogen auf das Pressing dürfte demnach der emsige Zrelak die Nase vor dem spielstarken Dovedan haben. Die Offensivkräfte Kerk und Lohkemper werden nicht Teil des Aufgebots sein.


Die große Club-Umfrage vor dem Relegations-Rückspiel


Und die Schanzer? Anders als beim Club wird Cheftrainer Tomas Oral verletzungsbedingt zwangsläufig mindestens einen Wechsel in der Startelf vornehmen: Der 47-malige Bundesligaspieler Maximilian Beister musste bereits im Hinspiel aufgrund von Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden und wird am Samstag nicht spielen können. Stattdessen kehrt mutmaßlich ein anderer Schlüsselspieler zurück in den Kader: Stefan Kutschke. Der Ex-Club-Profi musste am Dienstag passen, im Rückspiel könnte er einsatzbereit sein - und den FCN vor mächtige Probleme stellen: Der wuchtige Mittelstürmer bringt mit seiner Präsenz, Physis und Kopfballstärke die Komponente ins Spiel der Schanzer, die ihnen am Dienstag gefehlt hat. Die 1,91 Meter große Sturmkante ist in der Lage, die Bälle im Zentrum festzumachen und anschließend Ingolstadts schnellen Toptorschützen Dennis Eckert Ayensa in Szene zu setzen.

Wo kann ich das Spiel verfolgen? Wie bereits am Dienstag wird die Partie live auf DAZN, Amazon Prime Video und im Free TV übertragen: Ab 18 Uhr berichtet das Team um Moderator Jochen Breyer im ZDF aus dem Audi-Sportpark. Für alle, die das Spiel gerne aus Sicht des FCN kommentiert hören möchten, empfiehlt sich das Club-Fanradio. Außerdem beginnt bereits einige Stunden vor Anpfiff der Liveticker bei nordbayern.de. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte zur Partie - vom Spiel- bis zum Nachbericht, über die Szene des Spiels und die Stimmen der Akteure bis hin zu den besten Bildern des Duells.

Wie wird das Wetter? Die Temperaturen versprechen weder eine Auseinandersetzung im Glutofen noch eine Wasserschlacht. Stattdessen: 20 Grad, kein Regen und leichter Wind - ein angenehmes Wetter zum Fußballspielen. Ein heißes Duell werden sich die beiden Mannschaften allein aufgrund der Ausgangssituation und besonders bei einem frühen Führungstor der Gäste ohnehin liefern. Wiesinger prognostizierte auf der Pressekonferenz: "Es wird ein absoluter Fight werden."

Darauf wird es ankommen: In erster Linie gilt es an die Leistung aus dem Hinspiel anzuknüpfen. Gerade damit hatte der FCN in der vergangenen Saison jedoch seine Probleme: Nur einmal - im Februar gegen Sandhausen (2:0) und in Osnabrück (1:0) - gelang es dem Club, zwei Siege in Folge einzufahren. Oftmals folgten auf ansprechende und erfolgreiche Auftritte herbe Enttäuschungen - man denke an den wichtigen 1:0-Auswärtssieg in Karlsruhe und die anschließende 0:3-Niederlage gegen Hannover, oder auch an das furiose 6:0 in Wiesbaden und das darauffolgende 0:6-Debakel gegen Stuttgart. Im Rückspiel muss der Club die Leistung bestätigen und - geht es nach dem Trainer - gar "nochmal einen Schritt mehr machen", bezogen auf die Sprint- und Teamfähigkeit, die Laufstärke und die Eins-gegen-Eins-Situationen "eine Schippe drauf legen".


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Wie im Hinspiel erfolgreich praktiziert müsse der Club des Weiteren in dem zu erwartenden "Spiel mit vielen hohen Bällen" auch "die Lufthoheit kriegen und die zweiten Bälle gewinnen". Aufpassen muss der Club besonders in Phasen, in denen Ingolstadt - wie in der zweiten Hälfte des Hinspiels geschehen - sich Vorteile erspielt. Das Pensum des FCN im ersten Durchgang zollte seinen Tribut, der Club schaffte es im Saisonendspurt vermutlich nicht, 90 Minuten lang das Tempo auf den Platz zu bringen, und lauerte deshalb in den zweiten 45 Minuten auf Konter. Freilich: Hätte der 1. FC Nürnberg die Intensität des Spielbeginn versucht, aufrechtzuerhalten und wäre letztendlich womöglich noch in einen Tempogegenstoß gelaufen, wäre die Kritik laut und die Ausgangslage zumindest diffizil geworden. Ja, der Club präsentierte sich in Durchgang zwei defensiv stabil und hielt die vermeintlich dominanten Gäste gut vom eigenen Tor weg. Trotzdem: Die suboptimale Chancenverwertung und das unsaubere Ausspielen der Konter könnte dem Club in Ingolstadt zum Verhängnis werden.

Die Stimme zum Spiel: Keiner der Beteiligten versäumte es im Nachgang des Hinspiels zu betonen, wie wichtig es sei, fokussiert zu bleiben. Die Reaktionen der Spieler nach der Partie in der Kabine vermittelten bei Coach Wiesinger allerdings nicht den Eindruck, als bestünde ein Risiko, das Zwischenergebnis falsch einzuordnen: "Mein Empfinden am Dienstagabend war, dass wir das alle sehr realistisch eingeschätzt haben. Ich habe keinerlei Anzeichen gemerkt, dass irgendjemand glauben könnte, dass wir schon durch sind."

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