Zengers Taktiktafel: St. Pauli mit Ex-Cluberern gegen den Club

19.10.2020, 13:50 Uhr
Ex-FCN-Stürmer Burgstaller greift nun für den kommenden Club-Gegner St. Pauli an.

© Foto: Uwe Anspach/dpa Ex-FCN-Stürmer Burgstaller greift nun für den kommenden Club-Gegner St. Pauli an.

Die Grundordnung…

… wird beim FC St. Pauli derzeit in vielerlei Hinsicht noch gesucht. 22 verschiedene Spieler kamen in den vier Pflichtspielen schon zum Einsatz. Das sind fünf mehr als beim 1. FC Nürnberg, der bisher eher auf eine Kerngruppe setzt. In Sachen Formation experimentierte der neue Trainer Timo Schultz schon mit Viererkette wie Fünferabwehr, ließ 4-2-3-1 und flaches 4-4-2 spielen.


FCN-Erinnerungen an die Vorsaison: "Muss aus den Köpfen"


In jeder Formation gleich war bislang allerdings der spielerische Ansatz. Zwar streuten die Kiez-Kicker situativ lange Bälle ein, meist wurde aber probiert, sich mit flachen, kurzen Zuspielen über die Flügel an den Strafraum zu kombinieren. Das Ergebnis ist, dass St. Pauli bisher einen der größten Mängel der Vorsaison beheben konnte: Das Team schießt häufiger aufs Tor.

FCN-Gegner: St. Pauli kam in Vorsaison zu selten zum Abschluss

In der Saison 2019/20 konnte St. Pauli zwar bis zum Strafraum ein gefälliges Spiel aufziehen, kam aber dann zu selten zum Abschluss. Lediglich 41 Tore erzielte St. Pauli deshalb auch, nur Absteiger Dresden erzielte noch weniger. Mit 16 Treffern nach der Pause war St. Pauli ligaweit sogar das schwächste Team in der zweiten Halbzeit. In den ersten drei Ligaspielen der Saison 2020/21 stieg die durchschnittliche Zahl der Abschlüsse jetzt von knapp zehn pro Spiel auf fast 13,5. Gleichzeitig haben die Braun-Weißen auch ihre Aggressivität im Pressing leicht erhöht, versuchen nun schneller umzuschalten und mehr mit dem Ball zu laufen.

Die letzten Spiele…

… waren statistisch gesprochen wild. So gewann St. Pauli gegen Heidenheim mit 4:2, obwohl es nach expected Goals 0,54 zu 2,17 für Heidenheim ausgegangen wäre. St. Pauli traf einfach mit jedem seiner vier Schüsse, die aufs Tor gingen, auch ins Tor. Genau anders herum erging es den Kiez-Kickern dann gegen Sandhausen, trotz eines xG-Werts von 2,99 und 22 Schüssen aufs Tor von Martin Fraisl ging kein einziger Ball ins Tor der Sandhäuser. So entsprechen die vier Punkte, die St. Pauli bisher erreicht hat, tatsächlich ungefähr den gezeigten Leistungen, ihr Zustandekommen war aber untypisch. Denn auch das 2:2 am ersten Spieltag gegen Bochum war letztlich leistungsgerecht, kam aber erst durch zwei späte Treffer von Daniel Kyereh zustande.


Klauß-Club gegen Kiez-Kicker: FCN reist mit Zuversicht in den Norden


Dass St. Pauli mit vier Punkten dasteht, hätte man nach dem krassen Fehlstart im Pokal nicht unbedingt erwarten können. Gegen den Regionalligisten aus Elversberg waren die Hamburger klar unterlegen, ließen 21 Abschlüsse der Saarländer zu und verloren völlig verdient mit 2:4. Angesichts dessen, dass St. Pauli das Personal im Angriff fast völlig ausgetauscht hatte, waren gewisse Anlaufschwierigkeiten zu erwarten gewesen.

Ex-FCN-Power und -Expertise beim Kiez-Klub aus St. Pauli

Von den Offensivkräften aus der Vorsaison ist nur Boris Tashchy geblieben. Mit Sobota, Diamantakos, Gyökeres und Veerman haben die vier besten Torschützen des FC St. Pauli in der Vorsaison allesamt den Verein verlassen. Die vier kamen auf 32 Tore, erzielten damit 78% aller Tore der Hamburger in der Vorsaison. Als Ersatz holte Ex-FCN-Sportvorstand Andreas Bornemann die Ex-Cluberer Guido Burgstaller und Maximilian Dittgen, Daniel Kyereh, Simon Makieniok, Rodrigo Zalazar und Lukas Daschner neu in den Verein. So gesehen ist es sogar eher überraschend, dass St. Pauli offensiv bereits so gute Abläufe hat.

Die Schwächen …

… zeigte St. Pauli in der Rückwärtsbewegung. Die Kiez-Kicker haben nicht nur den höchsten expected Goals Wert bei eigenen Abschlüssen, sondern auch den dritthöchsten bei gegnerischen. Die fünf bisher kassierten Gegentore sind also nicht dem Zufall geschuldet, sondern der Chancenqualität der gegnerischen Abschlüsse. Beim Betrachten der Spiele fiel auf, dass St. Pauli vor allem dann Probleme hatte, wenn die Abwehrreihe mit Tempo angedribbelt wurde und sich organisieren musste. Hier stimmten immer wieder die Abstände nicht, teilweise verlor man auch sogar weitgehender die Ordnung.


Mit Erfahrung und Optimismus: Schäffler soll dem FCN bei St. Pauli helfen


Auffällig auch: Wenn der Gegner auf der Außenbahn hinter die Abwehrkette kam und den Ball dann in den Rücken der Abwehr legen konnte, tat sich St. Pauli sehr schwer damit den Gegner am Abschluss zu hindern. Dabei war es je nach Spiel unterschiedlich, welche gegnerischen Spieler es schafften, in die Halbräume zu kommen. Waren es in Bochum vor allem die Außenverteidiger, gelang es St. Pauli gegen Heidenheim und in Sandhausen nicht, die Außenstürmer zu kontrollieren. Für den FCN heißt es also vor allem, das Tempo von Spielern wie Tim Handwerker, Robin Hack oder Felix Lohkemper gewinnbringend einzusetzen und konsequent zu versuchen, den Ball in Richtung Grundlinie des Gegners zu bringen.

+++ Behrens positiv auf Corona getestet: FCN-Betrieb geht weiter +++

7 Kommentare